Ein Abend für die Ukraine


Großartige Gäste, die eigens aus der Ukraine angereist waren, zahlreiche Ukrainer aus der Umgebung, tolle Bands, spontane Musikeinlagen, viele Helden und vor allem spannende Berichte und Geschichten: An diesen Abend werden wir uns noch lange erinnern.

Seit einem Jahr stemmt sich die Ukraine gegen den russischen Angriff, und fast so lange unterstützen wir von Bad Brückenau hilft. Aus diesem Anlass haben wir am 25. Februar 2023 gemeinsam mit vielen Freunden und Unterstützern zurückgeblickt auf das, was in dieser Zeit geleistet wurde.


Dirk Stumpe führte durch das Programm und ließ viele Helfer auf der Bühne ihre Erlebnisse erzählen. Die spannenden und emotionalen Berichte fesselten das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute.


Wie es kurz nach dem Kriegsausbruch zum ersten Hilfstransport kam, erfuhren wir von Uwe Schindler. Innerhalb kürzester Zeit war ein Team zusammengestellt worden, waren Hilfsgüter gesammelt worden. Sie fuhren nach Przemysl kurz vor der ukrainischen Grenze, weil sie wussten, dass dort sehr viele Ukrainer auf der Flucht ankamen. Auf der Rückfahrt nahmen sie mehrere Menschen mit, um sie in Sicherheit zu bringen. Die Zustände, die sie im Flüchtlingslager sehen mussten, waren katastrophal: Viele Menschen lagerten auf dem nackten Betonboden und hatten praktisch nichts dabei.


Angesichts der Eindrücke war schnell klar, dass die Hilfe weiter geht. Von diesem zweiten Hilfstransport, der nur eine Woche nach dem ersten startete, berichtete Christian Wirth. Die Spendenbereitschaft war enorm: Innerhalb von wenigen Tagen waren mehrere Garagen voll mit Schlafsäcken, Isomatten, Lebensmitteln und vielem mehr. Diesmal war auch der Bad Brückenauer Hausarzt Wolfgang Wildenauer dabei — glücklicherweise, denn auf der Rückfahrt musste er sich um eines der ukrainischen Kinder kümmern.


Thomas Weißenfeld berichtete von einem besonderen Einsatz, der nur eine Woche nach der zweiten Tour startete: Ein Hilferuf von acht Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 9 Monaten und 19 Jahren erreichte uns — die 19-Jährige war die einzige Erwachsene der Gruppe. Sie waren in Warschau am Bahnhof gestrandet und hatten über Bekannte den Kontakt nach Bad Brückenau hergestellt. Innerhalb von nur 90 Minuten waren fünf Helfer in zwei Fahrzeugen unterwegs nach Warschau. Die über 2.000 Kilometer fuhren sie ohne Übernachtung und brachten die Kinder und Jugendliche wohlbehalten in Sicherheit.


Welche Anstrengungen in Bad Brückenau unternommen wurden, während die Teams unterwegs waren, erfuhren wir von Ulrich Wildenauer. Hier wurde unwahrscheinlich viel geleistet, um auf die Rückkehr der Fahrzeuge vorbereitet zu sein und die mitgebrachten Flüchtlinge versorgen zu können: Essen, Getränke, die damals noch unvermeidlichen Corona-Tests standen bereit, und die Unterkünfte waren zumindest für eine Übergangszeit organisiert. Ulli erzählte, dass er manchmal hunderte Telefonate am Tag führte, um all das zu organisieren.


Gabi Schneider und Manuela Word gaben einen Einblick, was noch alles in Bad Brückenau und Umgebung geleistet wurde und wird, damit sich die hier untergekommenen Ukrainer so gut wie es geht wohlfühlen können: Sprachkurse helfen, sich im Alltag zurechtzufinden. Zahlreiche Wohnungen wurden organisiert und ausgestattet. Mehrere Kleiderbasare wurden veranstaltet. Selbst einen Ausflug haben die Helfer organisiert, um den Ukrainern das Ankommen zu erleichtern. Das ist gelebte Integration!


Unser zweiter Bürgermeister Jürgen Pfister war sichtlich beeindruckt vom bisher Gehörten. In seinen Grußworten dankte er für die geleistete Arbeit und wünschte uns auch weiterhin alles Gute. Dirk drückte seinerseits unseren Dank dafür aus, dass wir auch von der Stadt unterstützt werden, indem wir z.B. den alten Bahnhof als Lager nutzen dürfen.


Ein Schwerpunkt unserer Hilfe war lange Zeit, den ankommenden Flüchtlinge an der ukrainisch-polnischen Grenze zu helfen. Oliver Belz konnte hier einiges berichten: Von den Verpflegungsständen an der Grenze, von der Unterstützung für den „Piece-of-Piece Playground“. Und von den vielen bunten Turnbeuteln, in denen Geschenke und Süßigkeiten sind, um Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Auch die Mütter waren sichtlich froh, ihre Kinder nach der Flucht wieder einmal lachen zu sehen. Als einmal ein ganzer Bus mit Kindern ankam, gefror den Helfern jedoch das Blut in den Adern: Sie erfuhren, dass diese Kinder alle Waisenkinder sind, die durch den Krieg ihre Eltern verloren haben…

Zu den vielen gelieferten Hilfsgütern gab Dirk Stumpe einen Überblick. Besonders betonte er, wie wichtig uns die Transparenz ist: Immer wieder erhalten wir Fotos und Filme aus der Ukraine, wenn die Hilfspakete ankommen. Dank eines besonderen Paketklebebands und brkhilft-Aufklebern erkennen wir, dass es wirklich unsere Pakete sind. Zahlreiche Kontakte in der Ukraine informieren uns auch stets, was benötigt wird, so dass wir zielgerichtet sammeln und helfen können.


Anschließend übernahm Marco Bolzt kurzzeitig die Moderation, denn Dirk Stumpe und Christian Wirth ließen uns miterleben, wie sich die erste Fahrt in die Ukraine angefühlt hat. Sie erzählten von dem mulmigen Gefühl, in dieses Land zu fahren, das sich im Krieg befindet. Sie haben die Schäden gesehen, die russische Raketen angerichtet haben.

Der Besuch im Krankenhaus in Kamjanez-Podilskyj war beeindruckend und hat die nachfolgende Hilfe stark geprägt. Beim Verteilen von Hilfsgütern erlebten sie den ersten Luftalarm mit Aufenthalt im Schutzraum. Und auch die zweite und dritte Fahrt war längst keine Routine — im Gegenteil: Während sie beim ersten Mal nicht wussten, was auf sie zukommt, hatten sie inzwischen selbst erlebt, wie deutlich der Krieg selbst im täglichen Leben in der Ukraine spürbar ist…


In der Pause erfreuten sich die Gäste nicht nur an Getränken, sondern wurden auch mit ukrainischen Leckereien versorgt. Dazu spielte die Bank IPAD + 2.


Dann wurde es spannend: Larisa Kisliak berichtete von ihren Erlebnissen an der Front. Sie ist Ukrainerin und arbeitet und wohnt im Landkreis Bad Kissingen. Ihr Bruder verteidigt die Ukraine als Soldat an einem der umkämpftesten Frontabschnitte. Larisa hatte sich das Ziel gesetzt, ihn zu besuchen und nach Möglichkeit zu helfen — sie ist Ärztin. Ihren Bruder konnte sie nur relativ kurz sehen, dafür ist die Situation an der Front viel zu gefährlich. Ihre Berichte von dieser Fahrt und ihren Erlebnissen haben uns auf jeden Fall stark beeindruckt.


Sebastian Kippes war mit Larisa in die Ukraine gefahren, aber zunächst in Lwiw geblieben. Gemeinsam mit Larisa hat er dann verschiedene Einrichtungen für Kinder besucht, um dort Hilfsgüter zu verteilen — und natürlich die beliebten Turnbeutel. Auch ein Besuch in einer Schule war dabei, wo die Kinder Deutschunterricht haben. Die Lehrerin war sichtlich gerührt und hatte Tränen in den Augen, dass tatsächlich jemand aus Deutschland in das Land kommt. In diesem Zusammenhang wies Dirk darauf hin, dass spätestens wenn man von Lwiw weiter ins Land fährt, man wirklich nur noch ukrainische Autokennzeichen sieht. Von daher kann man sich vorstellen, was es für die Menschen in diesem Land bedeuten muss, wenn wir zu ihnen kommen und zeigen, dass wir sie nicht alleine lassen.


Dann kamen Olga Brunko und ihre Tochter Alyona auf die Bühne, Larisa übersetzte. Olga und Alyona waren eigens aus der Ukraine angereist, um diesen Abend zu begleiten und uns zu danken. Olga ist die Frau von Oleg, der Chefarzt im Krankenhaus von Kamjanez-Podilskyj ist. Dieses Krankenhaus unterstützen wir seit Monaten nicht nur mit dringend gebrauchten Medikamenten, OP-Werkzeug und Verbandsmaterial, sondern auch mit Krankenliegen, Ultraschallgeräten und 35 Krankenbetten mit Nachttischen.


Beeindruckend waren auch die Berichte von Olga, die sich in ihrer Stadt auch außerhalb des Krankenhauses sehr stark engagiert, um zu helfen. Und auch hier unterstützen wir, z.B. mit Hilfe für Kinderheime. Kurz nach Kriegsbeginn hatte Olga in ihrem Haus viele Menschen auf der Flucht untergebracht — viele einfach auf dem Boden, um ihnen zumindest eine Schlafgelegenheit und Verpflegung zu bieten. Eine echte Heldin!

Als Ausdruck des Dankes des Krankenhauses und der Stadt Kamjanez-Podilskyj überreichte Olga eine Reihe von Urkunden und Geschenken.


Pierre Worschech und Markus Bug berichteten von der Hilfeleistung für die Feuerwehr von Kamjanez-Podilskyj. Beim 13. Hilfstransport hatten wir ein Feuerwehrfahrzeug samt umfangreicher Ausrüstung in die Ukraine geliefert. Beide waren beeindruckt von der Spendenbereitschaft der umliegenden Feuerwehren, sowohl im Landkreis Bad Kissingen als auch aus dem benachbarten Hessen. Die Übergabe in Kamjanez-Podilskyj fand beim Bürgermeister im Rathaus statt, anschließend konnte das Feuerwehrhaus besichtigt werden.


Michajlo Positko, der Bürgermeister von Kamjanez-Podilskyj, war dann virtuell anwesend: Er hat eine Videobotschaft aufgenommen, mit der er sich für unsere Hilfe bedankt.

Dirk gab einen Ausblick auf die weitere Hilfe, denn natürlich geht es weiter. Ein Schwerpunkt bleibt das Krankenhaus von Kamjanez-Podilskyj, außerdem wollen wir mit Schulmöbeln helfen, dass im Westen der Ukraine Kinder unterrichtet werden können, die aus den Krisengebieten evakuiert wurden. Wir werden Euch bei Facebook und auf dieser Webseite informiert halten.


Zum Schluss erlebten wir noch eine Überraschung: Eine Gruppe von Ukrainern, die in der Umgebung untergekommen sind, hat ein paar Lieder und Gedichte vorgetragen. Wir waren von dieser Darbietung wirklich beeindruckt, sie stellte einen großartigen Abschluss dieses Abends dar.




Herzlichen Dank an alle, die geholfen und diese Veranstaltung möglich gemacht haben!

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