Dirks Zwischenbericht aus der Ukraine
Ein Tag voller richtig krasser Eindrücke liegt hinter Christian Wirth und mir. Mit dem Team von Bad Brückenau hilft sind wir letzten Freitag aufgebrochen und durften wieder vielen Menschen an der polnischen Grenze ein bisschen Freude schenken.
Nun haben wir es tatsächlich getan:
Mit der Neu-Brückenauerin Nastia, die vor wenigen Wochen erst aus ihrer Heimat Kharkiw fliehen musste, reisten wir gestern morgen in die Ukraine. Zum Glück hatten wir sie dabei, denn sie war eine Türöffnerin an der Grenze. Am heutigen Tag mussten wir erstmal mit den ganzen neuen Eindrücken fertig werden. Nastia hatten wir gestern am Bahnhof von Lwiw abgeliefert, ab diesem Zeitpunkt waren wir auf uns gestellt.
Das Treffen mit unserer Partnerin Christina war super, wir konnten uns persönlich kennenlernen und wichtige Dinge für die kommenden Missionen besprechen. Nach einer ruhigen Nacht in einem schönen Hotel, welches Christina für uns gebucht und bereits bezahlt hatte, brachen wir um 8 Uhr auf in Richtung Kamjanez-Podilskyj, der Ort, in dem unsere medizinischen Hilfsgüter landen. Diesmal haben wir sie selbst abgeliefert… und nicht nur das!
Eine Vielzahl von Straßensperren, unglaublich viele Soldaten, Luftalarm und wahnsinnig nette Menschen, das waren unsere heutigen Eindrücke der Tour. Wir lieferten unsere Hilfsgüter direkt in der Notaufnahme des Krankenhauses ab, erhielten anschließend eine sehr aufschlussreiche Führung durch den weitläufigen Komplex, und wir lernten sämtliche Chefärzte der Klinik kennen, die uns mitteilten, was dringend benötigt wird.
Aktuell werden in dieser Klinik doppelt so viele Patienten behandelt wie sonst. Es gibt ein eigenes Gebäude für Traumaerkrankte und für Patienten mit ansteckenden Krankheiten. Insgesamt beschäftigt die Klinik 80 Ärzte und 800 Krankenschwestern und Pfleger. Die Klinik fährt am Limit, und es fehlt auch an wichtigen medizinischen Geräten für Operationen, OP-Besteck und Geräte.
Nach unserem Besuch im Krankenhaus durften wir mit Olga, der Frau des Chefarztes, einige unserer Hilfsgüter in Kamjanez-Podilskyj verteilen. Unter anderem in einem Hostel, das durch die Stadt betrieben wird. Hier leben 50 Geflüchtete, die nach maximal einem Monat an private Familien vermittelt werden. Die Menschen kommen überwiegend aus dem Osten der Ukraine und es sind zu einem hohen Anteil Frauen und Kinder.
Ein wenig später besuchten wir eine Ärztin des Militärkrankenhauses, um dort Hilfsgüter abzuliefern. Unsere Mission wurde unterbrochen durch einen Luftalarm. Plötzlich ging alles sehr schnell. Olga Brunko packte uns in ihr Auto und fuhr mit uns zu einem sicheren Ort mit Bunker. In diesem Bunker durften wir die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Ukraine erneut kennenlernen: Olga und ihr Mann Oleg hatten ein paar Geschenke für uns vorbereitet als Zeichen der Dankbarkeit für unsere seit Monaten andauernde Hilfe für ihre Heimat.
Es ist nur ein ganz kurzer Abriss der Ereignisse des heutigen Tages. Diese Erlebnisse müssen wir erstmal verarbeiten und auf uns wirken lassen. Morgen geht es weiter nach Iwano-Frankiwsk, wo wir eine Schule besuchen wollen, die dringend Schulmöbel benötigt. Danach reisen wir zurück nach Lwiw, wo wir uns nochmal mit unseren Kontaktleuten treffen werden, und dann reisen wir schon wieder nach Polen, um dort nochmal einen Stopp einzulegen im Tesco Center, der Aufnahmeeinrichtung direkt an der Grenze.
Ich halte dich gerne auf dem laufenden. Aus Sicherheitsgründen schalte ich mein Telefon in der Ukraine auf Flugmodus. Erst in Verbindung mit einem stationären WLAN ist eine sichere Kommunikation möglich.
Danke für die wahnsinnig vielen motivierenden Nachrichten zu unserer bisherigen Mission, auch einen riesen Dank an Oliver Belz, der das restliche Team von Przemysl in die Heimat begleitet und hier auch die Verantwortung hierfür übernommen hat.
Zum gesamten Einsatz folgt ein ausführlicher Bericht in Kürze.
Slava Ukraini