Bericht vom 8. Hilfstransport

Ein Geisterfahrer, tausende ankommende Menschen, kilometerlange Staus, ein Container für Carmen, drei Dalmatiner und strahlende Kinderaugen.
Heute darf ich dich entführen in den Rückblick zur 8. Hilfsmission von „Bad Brückenau hilft“ vom 24. bis 26. Juni 2022 zur ukrainischen Grenze. Und alle, die unsere Beiträge in den sozialen Medien und auf unserer Website verfolgen, wissen, dass wir uns einiges vorgenommen hatten. Ob unsere großen Pläne aufgegangen sind und mit welchen neuen Herausforderungen wir diesmal konfrontiert wurden, jetzt hier. Viel Spaß und danke für dein Interesse.
Mit nur drei Wochen Vorbereitung konnten wir durch Christian Wirth einen gebrauchten Lagercontainer ausfindig machen, haben diesen gekauft und mit Hilfe unseres Teammitglieds Bernd auf einem speziellen Anhänger in Richtung Przemysl transportieren können. Bereits am Freitag früh um 7:30 Uhr startete er mit Siegbert Henz aus Unterleichtersbach. Das restliche Team machte sich mit zwei weiteren Fahrzeugen voller Hilfsgüter und vier ukrainischen Passagieren an Bord um 12 Uhr auf den Weg ins über 1.000 Kilometer entfernte Machowa, wo wir in unserem Crew-Hotel Sezam Machowa wie immer gute Erholung und etwas Kraft tanken konnten.






Am Samstag früh ging es dann weiter nach Przemysl zum dortigen Ankunftszentrum. In einer kräftezehrenden mehrstündigen Aktion entluden wir den Container, richteten Regale darin ein und überreichten die wahnsinnig vielen Spenden aus Bad Brückenau und Umgebung an Carmen, die das Kinderhilfsprojekt „Piece of Peace Playground“ ins Leben gerufen hat. An dieser Stelle ein großes Dankeschön für die vielen Roller, Bobby Cars, Fahrräder, Hüpftiere und vieles mehr. Carmen hat sich riesig über die Unterstützung gefreut und nochmal ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass diese Hilfsbereitschaft alles andere als normal ist.












Nachdem die gröbsten Arbeiten am Container erledigt waren, teilten sich unsere acht Teammitglieder auf. Siegbert und Bernd richteten den Container weiter ein, der Rest verlud viele Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter in den Bus von Tania, die aus Lwiw zur Grenze kam, um die Spenden abzuholen und anschließend in der Ukraine zu verteilen. Kleiner Fakt am Rande: Tania ist gerade mit dieser Ladung unterwegs Richtung Donbass im Osten der Ukraine, wo derzeit die heftigsten Kämpfe stattfinden. Sie berichtet uns täglich per WhatsApp über ihren Standort und die Lage vor Ort.




Im Anschluss an das Verladen bauten Christian, Pierre und Dirk den Verpflegungsstand vor dem Ankunftszentrum auf. Mit vielen leckeren Stangen von der Tankstelle Hartmann im Gepäck, viel, viel Bionade, Wiener Würstchen, Brötchen, Kuchen und natürlich den heiß begehrten Kinder-Turnbeuteln versorgten wir an diesem Tag bei tropischen Temperaturen sehr viele Menschen. Wir wussten, dass das Ankunftszentrum gerade an seine Kapazitätsgrenzen gekommen ist und an diesem Tag noch zusätzlich 3.000 ankommende Menschen erwartet werden. Dementsprechend war auch der Andrang an unserem Stand.
Glücklicherweise bekamen wir Unterstützung von der jungen ukrainischen Studentin Romana, die mit ihren blauen Haaren spontan ihre Hilfe anbot. Wir konnten uns perfekt auf englisch mit ihr verständigen, und sie versorgte flink und fleißig ihre Landsleute mit unseren mitgebrachten Speisen und Getränken. Eine unglaublich wertvolle Hilfe. Romana war selbst kürzlich erst vor dem schrecklichen Krieg in ihrer Heimat geflohen und hilft derzeit als Volunteer im Ankunftszentrum. Sie wird demnächst nach Hannover kommen, anschließend reist sie nach Paris und danach nach Kanada, um ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen.

Unsere Dolmetscherin Larisa Kisliak machte sich mit Sebastian und Markus Bug auf den Weg zum Grenzübergang Medyka. Die Ukrainerin Lidiia, die seit ein paar Wochen in Oberbach lebt, wollte an der Grenze ihre drei Kinder abholen und in Sicherheit nach Deutschland bringen. Ihr war es wichtig, zuerst eine Wohnung und einen Job in Deutschland zu finden, bevor sie die Kinder holt. Ihr Mann brachte die 7, 9 und 17 jährigen Kids zur Grenze, und die Familie konnte sich glücklich in die Arme nehmen. Auffällig war auch diesmal, wie viele Menschen sich aktuell immer noch auf die Rückreise in ihre Heimat begeben, obwohl der Krieg in vielen Teilen des Landes immer schlimmer wird.
Gegen 16 Uhr hatten wir unsere Arbeit vor Ort erfolgreich abgeschlossen. Unser gesamtes Team machte sich auf den Weg in das 450 Kilometer entfernte Opole, hier übernachteten wir nochmals mit unseren Gästen im schönen und ruhigen Hotel i Restauracja Festival. Am Sonntag Abend kamen wir dann alle erschöpft von einer staureichen Fahrt bei über 30 Grad in Bad Brückenau an.



Noch am gleichen Tag erreichten uns wirklich bewegende Nachrichten aus Przemysl, die in gewissen Details an die Anfänge des Krieges erinnern: Vor Ort kommen aktuell täglich tausende Menschen an, die Behörden sind völlig überlastet, das Ankunftszentrum überfüllt, völlig erschöpfte Menschen liegen in den Gängen des Bahnhofs auf den blanken Böden, um sich etwas zu erholen. Die Volunteers vor Ort arbeiten rund um die Uhr, um die Menschen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln zu versorgen. Am liebsten würden wir uns sofort wieder in unsere Busse setzen und losfahren. Wir beobachten die Lage vor Ort ganz genau, und es ist durchaus möglich, dass wir eine sehr spontane Hilfsaktion starten, um die Freiwilligen in Przemysl zu unterstützen und den vielen Frauen und Kindern zu helfen.
Sollte sich die Lage hoffentlich schnell entspannen, werden wir in ca. vier Wochen unsere nächste Mission starten. Diesmal unterstützen wir wieder intensiv das Krankenhaus in Kamjanez mit medizinischen Hilfsgütern, die wir überwiegend kaufen werden. Wir haben uns für die nächste Hilfsmission sehr große Pläne und Ziele gesetzt, über die ich euch gerne in Kürze informieren möchte. Unter anderem planen wir die Unterstützung beim Wiederaufbau einer funktionierenden Schule in bestimmten sicheren Regionen der Ukraine.
Nochmals möchte ich mich herzlich bedanken bei allen Spendern und Sponsoren. Sei es nur 1 Euro oder 10.000 Euro, nur eine Flasche Wasser oder 20 Paletten, 1 Gläschen Babynahrung oder 3.500 Stück auf einmal. Wir freuen uns über jede Spende und versprechen, dass alles wirklich dort ankommt, wo es wirklich gebraucht wird. Wir unterstützen so dermaßen sinnvolle Projekte, wie zum Beispiel den Piece of Peace Playground, der traumatisierten Müttern und Kindern ein Stück Normalität bietet. Eine Initiative, die wertvoller ist, als jedes schicke Auto in der Garage.
Wir durften am Wochenende unseren Teil dazu beitragen, dass eine Mutter ihre strahlenden Kinder wieder in den Arm nehmen durfte, von denen sie zum ersten Mal in ihrem Leben wochenlang getrennt war. Den Vater mussten sie in der Ukraine zur Verteidigung des Landes zurück lassen. Die Mutter ließ von Larisa ihre dankbaren Worte übersetzen. Sie sagte: „Ich danke euch allen von ganzem Herzen. Ich habe leider nicht viel Geld, das ich euch geben könnte. Ich werde für euch alle beten, ihr seid großartige Menschen.“
So ein ehrlicher Dank macht uns alle viel glücklicher, als eine Hand voll Geldscheine. Und wir sind sehr dankbar, dass wir nun schon zum achten Mal solche großartigen Menschen kennenlernen und ihnen helfen durften. Wir sind uns einig, dass es immer immer weiter geht mit unserer Hilfe und wir freuen uns, dass du dabei bist.